Es gibt minderjährige Väter!
Natürlich wäre es besser, wenn Kinder noch keine Kinder bekämen, aber wenn es doch passiert, sollte es auch für diese Situation die bestmögliche Lösung geben. In der Realität sieht es anders aus, denn minderjährige Väter werden meist alleine gelassen. Dafür sorgen nicht nur die gesetzlichen Regelungen, oftmals trägt das gesamte Umfeld seinen Teil dazu bei.
Es braucht die Zustimmung der Eltern
Kommt ein Kind auf die Welt, existieren zwei Elternteile, die sich um den Nachwuchs kümmern müssen. Steigt einer der beiden aus der Beziehung aus, wird in den meisten Fällen der Mutter das Aufenthaltsbestimmungsrecht zugesprochen. Das Umgangsrecht wird geregelt, sodass Vater und Mutter Kontakt zu dem Kind haben können. Doch im Fall einer Trennung leidet die Beziehung zum Vater am meisten.
Was sich unter Erwachsenen regeln lässt, ist bei Minderjährigen kaum umzusetzen. Steht die Schwangerschaft fest und will die Kindesmutter die Beziehung zum Kindesvater nicht mehr, hat dieser keine Chance. Ist das Baby geboren, muss es in der Obhut der Mutter bleiben, da es gestillt wird und nicht von Haushalt zu Haushalt weitergereicht werden darf. Besuchszeiten für den Vater sind gestattet, aber hier hat die Familie der Mutter das Sagen, ob sie diesen empfangen will. Stellen sich die Kindesmutter und ihre Eltern quer, werden Gericht und Jugendamt nicht weiterhelfen (können). Auch die Großeltern der väterlichen Seite haben das Nachsehen, wenn die Kindesmutter und deren Eltern keinen Kontakt wünschen. In diesem Fall wird das Kind das zweite Großelternpaar nicht kennenlernen.
Kein automatisches Sorgerecht
In den meisten Fällen bekommen werdende Väter kalte Füße vor der Verantwortung für ein Kind, und es liegt auch in der Natur des Menschen, vor schwierigen Situationen wegzulaufen. Für Jungen ist es einfacher, das Weite zu suchen. Die werdende Mutter kann der Situation dagegen nicht ausweichen, denn sie trägt das Kind in ihrem Körper. Hier fehlt die Unterstützung Erwachsener, die sich der Situation annehmen und die werdenden Väter auffangen und begleiten sollten. Die Jungen sind selbst noch Kinder, doch mit etwas Halt und Hilfe würden sich viele minderjährige Väter der Verantwortung stellen und ihre Kinder könnten mit einem Vater aufwachsen.
Es gibt auch diejenigen minderjährigen Väter, die in dieser Situation spüren, dass sie nicht weglaufen dürfen. Die Vaterrolle können sie aber nur übernehmen, wenn die Kindesmutter und deren Familie zustimmen und ihn als Teil der Familie betrachten. Wo das nicht der Fall ist, wird es einige Besuchstermine geben, aber ein emotionales Vater-Kind-Verhältnis kann sich nicht entwickeln.
Sind die jugendlichen Eltern minderjährig, bestellt das Jugendamt einen amtlichen Vormund. Der minderjährige Vater bekommt kein Sorgerecht, denn ein Vormund übernimmt dieses gemeinsam mit der minderjährigen Kindesmutter. Als Vormund können auch die Eltern der Mutter einspringen, nachdem ein Antrag beim Familiengericht gestellt wurde.
Der Vormund der minderjährigen Mutter hat das Sagen
Das gemeinsame Sorgerecht muss vom Kindesvater beantragt werden, aber auch hier eröffnen sich Probleme. Ein minderjähriger Vater muss mit der Kindesmutter gemeinsam beim Jugendamt vorsprechen, um ebenfalls das Sorgerecht zu beantragen. Ist die Beziehung der beiden Teenager kaputt, wird das Jugendamt unter Umständen entscheiden, dass es für das Kind besser ist, nur von der Kindesmutter und deren Eltern betreut zu werden. Hinzu kommt, dass die Eltern einer minderjährigen Mutter als ihre Sorgeberechtigte ebenfalls einverstanden sein müssen, dass sich der minderjährige Vater das Sorgerecht mit ihrer Tochter teilt. Ist das nicht der Fall, gibt es kein gemeinsames Sorgerecht, solange Vater und Mutter minderjährig sind.
Alleine in einer schwierigen Situation
Es ist schon schwierig genug, in jungen Jahren ein Kind in die Welt zu setzen. Zerbricht die Beziehung an dieser Situation, wächst das Kind in den meisten Fällen ohne väterlichen Kontakt auf. Selbst nach erreichter Volljährigkeit ist ein vernünftiger Umgang kaum möglich, weil keine natürliche Bindung zwischen Vater und Kind entstehen konnte. Räumliche Distanz, das nicht vorhandene Sorgerecht, Zerwürfnisse mit der Familie der Kindesmutter und das Gefühl, mit all diesen Problemen alleine dazustehen, sorgen dafür, dass minderjährige Väter dieser Situation hilflos ausgeliefert sind und ihrer Vaterschaft nicht nachkommen können.
Selbst wenn ein Baby anfangs dauerhaft die Anwesenheit und Nähe der Mutter braucht, im späteren Leben sind beide Elternteile nötig. Viele Kinder, die vaterlos aufgewachsen sind, sehnen sich als Erwachsene danach, ihren Vater kennenzulernen. Die eigenen Wurzeln lassen sich nicht verleugnen, denn da ist immer das Gefühl, dass etwas fehlt. Ein Kind sollte im entsprechenden Alter die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob es sich vom leiblichen Vater fernhält oder nicht. Doch dazu muss es ihn zuerst kennenlernen dürfen.
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