Jungen und Schule
Warum es Jungen in der Schule schwerer haben.

Warum es Jungen in der Schule schwerer haben.

Kinder entwickeln sich nicht nach Vorgaben der Menschen
Die Schulzeit kann schwierig sein. Nicht nur für die Eltern, auch die Kinder stecken in einer Phase, in der es um Veränderung, Abnabelung, Eigenständigkeit und Unsicherheit vor dem Neuen geht. In dieser Zeit machen Eltern mit ihren Söhnen oft die Erfahrung, dass diese den schulischen Anforderungen nicht gerecht werden und sich dafür auch kaum interessieren. Das führt zu Diskussionen, Druck und Tränen und Du wirst das Gefühl entwickeln, dass etwas mit Deinem Sohn nicht stimmt. Aber dem ist nicht so.

Wir scheren Jungen und Mädchen über einen Kamm
Zuerst solltest Du verstehen, dass Jungen mit der Schule oft nicht den Ort bekommen, an dem sie wachsen und ihre Fähigkeiten ausdrücken können. Das Schulsystem spricht die Kinder vorrangig auf der Ebene des Intellektes an und diese Ausdrucksmöglichkeit ist für viele Jungen nicht passend. Auswendiglernen, abschreiben und die Informationen im Kurzzeitgedächtnis abspeichern – das fällt vielen Jungen schwer, weil diese sich anders entwickeln. Das männliche Gehirn ist anders aufgebaut. Die rechte und linke Gehirnhälfte ist nicht so umfangreich miteinander verknüpft. Das führt dazu, dass Jungen Probleme überwiegend durch Handlungen und durch praktische Ausführungen lösen, und nicht vorwiegend durch Sprache. Steht ein Junge vor einer Aufgabe, ist der erste Impuls zur Lösung beinahe immer handlungsorientiert. Erst im zweiten Schritt wird dieser in Sprache „übersetzt“.

Das heißt im Klartext, dass Du in Deinem Sohn auch bei massiven Schulproblemen weiterhin einen vollwertigen Menschen sehen solltest, der seinen Weg geht. Möglicherweise wird er nicht auf das Gymnasium gehen, weil er den notwendigen Durchschnitt nicht erreichen wird. Der Grund dafür liegt nicht in der mangelnden Leistungsfähigkeit Deines Kindes. Es geht darum, welche Art von Leistung in der Schule gefordert wird und diese passt eben manchmal gar nicht zu der normalen Entwicklung eines Jungen.

Natürlich stimmt das nicht für alle Jungen und dennoch fällt bei genauer Betrachtung auf, dass Jungen im Durchschnitt einen schlechteren Schulabschluss haben und auf Schulen mit höherem Bildungsniveau seltener vertreten sind. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt aber, dass auch diese Kinder ihre Chancen nutzen werden und im späteren Alter Schulabschlüsse nachholen und Meisterlehrgänge oder ein Studium absolvieren können und Du Dir daher keine Sorgen machen musst. Die Fähigkeit, theoretisches Wissen zu integrieren und damit auch etwas anfangen zu können, ist oft erst in den Jahren nach dem Schulabschluss präsent.

Die Psyche der Jungen funktioniert anders
Der Schulalltag bringt Jungen oft an ihre Grenzen. Selbst mit Nachhilfeunterricht kann es passieren, dass Dein Sohn nicht Deinen Vorstellungen entspricht. Darüber solltest Du nicht verzweifeln. Lass Dir von dem Gedanken helfen, dass Dein Kind nichts dafür kann, wenn es täglich an einen Ort gehen muss, an dem seine natürliche Entwicklung nicht immer berücksichtigt werden kann. Das wird Dir und Deinem Kind helfen.

Viele Jungen spüren die Enttäuschung ihrer Eltern und ziehen sich innerlich zurück. Sie leben überwiegend in einer eher praktischen Welt und würden sich gerne auf andere Art beweisen. Stundenlanges Sitzen am Schreibtisch, um dort Gedichte zu rezitieren, Lieder vorzusingen, Aufsätze schreiben und Texte zu analysieren ist für die geistige und emotionale Entwicklung eines Jungen während der Schulzeit nich immer ganz ausreichen und passend. Die Kinder stecken dann in einem System voller Forderungen fest, dem sie nicht ganz so leicht gerecht werden können.

Wenn Du als Mutter in Deiner Schulzeit gute Zensuren hattest, wird Dich das Verhalten Deines Sohnes vielleicht verunsichern. Wenn er kein Interesse für schulische Belange zeigt, musst Du tief durchatmen und Dich Deiner Angst stellen. Sein Leben ist nicht von den (teils sogar subjektiven und nicht vergleichbaren) Zensuren abhängig. Es mag sein, dass sein Zeugnis nicht Deinen oder den Vorstellungen der Lehrer entspricht. Aber das braucht es auch nicht unbedingt. In Deinem Kind sind alle Fähigkeiten angelegt, die es in seinem Leben brauchen wird. Die Schule ist nur ganz oft nicht der richtige Ort, um diese ausdrücken und an ihnen wachsen zu können.

Jungen brauchen andere Ausdrucksmöglichkeiten
Diese Möglichkeit bekommen Jungen oft erst, wenn sie die Schule verlassen haben und sich ihren Platz in der Welt suchen. Sei Dir sicher, dass Dein Kind diesen finden und bekommen wird, selbst wenn sein Zeugnis das nicht gleich vermuten lassen sollte. Das Leben geht seinen eigenen Weg und wenn Dein Kind für einen bestimmten Job ein Studium braucht, obwohl die Schulleistungen dem nicht entsprechen, wird es dieses trotzdem machen können. Wenn Du an Deinen Sohn glaubst und Dich nicht durch ein einfaches Zeugnis verunsichern lässt.

Was aus Deinem Kind wird, liegt in SEINEN Händen. Keine Beurteilung und kein Zeugnis kann es davon abhalten, sein Leben in eigener Regie zu gestalten. Zeige Deinem Sohn, dass Du an ihn glaubst, selbst wenn Lehrer ihn aufgeben und er vielleicht unter der Last der Zensuren zu zerbrechen droht. Gib ihm das Gefühl, dass er mehr als eine Ziffer auf dem Papier ist.

Mache ihn jeden Tag auf seine Fähigkeiten aufmerksam, damit er in ihnen Halt findet. Dein Kind kann nichts dafür, dass es in der Schule ausschließlich um intellektuelle Leistungen geht und dass beinahe jede Leistung bewertet wird. Das Schulsystem vermittelt lediglich Informationen. Wirkliches Wissen, was sich im täglichen Leben verwenden lässt, wird kaum gelehrt. Nach der Schulzeit beginnt Dein Kind ohnehin ganz von vorne. Hilf ihm also, dass er den Glauben an sich nicht verliert. Zeige ihm, dass erwachsene Menschen Fehler machen und sich Kindern gegenüber mit ihren Forderungen nicht immer korrekt verhalten. Damit hilfst Du ihm durch die Schulzeit und schaffst die Möglichkeit, dass er anschließend seinen eigenen Weg gehen kann. Denke immer daran, dass Dein Sohn in Ordnung ist, so wie er ist. Stelle eher das System in Frage, nicht Deinen Sohn.

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